latex:experten

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latex:experten [09.03.2013 17:53]
Thomas Sch. [Was ist der Unterschied zwischen dem Kommando 'latex' und 'pdflatex'?]
latex:experten [28.03.2013 07:37]
Thomas Sch. [Seitenspiegel mit geometry]
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 ====== Anwendung für Experten ====== ====== Anwendung für Experten ======
  
 +Die Anwendung für Experten stellt teilweise Mechanismen vor, die mehr Freiheiten bei der Gestaltung von Dokumenten bieten. Die Idee dabei ist nicht, keinen LaTeX-Stein auf dem anderen zu belassen. Bedenken Sie, dass Sie jeder tiefe Eingriff schrittweise von guten, erprobten Gestaltungen entfernen kann. 
 +
 +Weitere geplante Inhalte:
 +  * Name-Rewriting mit ''\renewcommand''
 +  * ''titlesec''
 +  * ''caption''
 +  * ''changecntr''
 +
 +===== Seitenspiegel mit geometry =====
 +
 +Das ''geometry''-Paket ist nicht unumstritten. Der klassische LaTeX-Veteran wird einem raten, sich von derart grausigem, der freien Gestaltung, abzuwenden und sich dem üblichen Automatismus hinzugeben. **Natürlich sehen wir das auch so** ;-).
 +
 +Aber es gibt Situationen, die nach einem Ausweg rufen:
 +  * Sie haben verpflichtende Vorgaben
 +  * Sie benötigen abwechselnd unterschiedliche Seitenlayouts
 +  * LaTeX bietet keine Lösung für das Zielformat
 +
 +Genau dann ist es sinnvoll, das ''geometry''-Paket einzusetzen:
 +
 +<code latex>
 +\usepackage{geometry}
 +</code>
 +
 +''geometry'' bietet Mechanismen, den Seitenspiegel bestehend aus Textblock, Marginalienbereich, Kopf- und Fußzeile frei zu definieren. Dabei genügt eine Hand voll Angaben, alle übrigen Werte werden berechnet. Schematisch ist der Aufbau eines Seitenlayouts in der [[ftp://ftp.tex.ac.uk/tex-archive/macros/latex/contrib/geometry/geometry.pdf|Dokumentation]] auf Seite 3 beschrieben.
 +
 +Als Beispiel realisieren wir ein Ausgabeformat, das sich für den Einsatz auf eBook-Readern oder Tablets eignet. eBooks stehen der Herausforderung gegenüber, auf nicht vorhersehbaren Anzeigegrößen und -dimensionen dargestellt zu werden. Dies führt oft zu unschönem Textsatz. PDF-Dateien haben fest vorgegebene Seitenformate und müssen daher entsprechend skaliert werden. Ein für A4 vorbereitetes Dokument wird beispielsweise auf einem Tablet-Device    während des Lesens beschnitten.
 +
 +Im Beispiel erstellen wir ein PDF-Dokument mit den Seiten-Abmessungen 150x200mm. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 3:4 und orientiert sich am Apple iPad. Das {{:latex:geometry.pdf|Ergebnis}} und den {{:latex:geometry.tex|Quellcode}} gibt es vorab.
 +
 +<html>
 +<span class="vorschaublock">
 +</html>
 +{{:latex:geometry1.png?200|}}
 +{{:latex:geometry2.png?200|}}
 +{{:latex:geometry3.png?200|}}
 +<html>
 +</span>
 +</html>
 +
 +Wir starten mit der Dokumentklasse:
 +<code latex>
 +\documentclass[11pt,paper=150mm:200mm,pagesize,DIV=11,oneside]{scrbook}
 +</code>
 +
 +Dann definieren wir uns eine neue Geometrie:
 +<code latex>
 +\newgeometry{
 +  inner=5mm,outer=40mm,
 +  top=21mm,bottom=40mm,
 +  marginparsep=5mm,marginparwidth=30mm,
 +  headheight=7mm,headsep=14mm}
 +</code>
 +Wer genau hinsieht und sich die Seite schematisch vorstellt, bemerkt, dass wir die Kopfzeile an den oberen Rand der Seite verschieben. Üblichen Druckrändern sind wir hier nicht unterworfen. Die Gestaltung der Kopfzeile ist nicht Teil des Beispiels. Erwähnenswert ist lediglich die Verbreiterung auf das gesamte Seitenformat:
 +<code latex>
 +\usepackage{scrpage2}
 +\setheadwidth[-5mm]{paper}
 +\setfootwidth[-5mm]{paper}
 +</code>
 +
 +Damit haben wir ein Seitenlayout, das sich unskaliert für die Anzeige auf einem iPad oder vergleichbaren Geräten dieser Größe eignet. Das vollständige Beispiel ist ein wenig umfangreicher, da es zwischen zwei Layouts wechselt und eine anspruchsvollere Kopf-Gestaltung hat.
 +===== Besserer Textsatz mit Microtype =====
 +
 +LaTeX nützt zur Gestaltung oft nicht alle vom Unterbau TeX angebotenen Potenziale aus. Daher stellen wir hier das ''microtype''-Paket vor. ''microtype'' macht einige hochwertige Textsatz-Features mit wenigen Parametern zugänglich. An dieser Stelle wollen wir uns nicht zu sehr in Details verirren, da es für ''microtype'' eine [[http://mirror.unl.edu/ctan/macros/latex/contrib/microtype/microtype.pdf|umfassende Dokumentation]] gibt.
 +
 +Zusammengefasst bietet das Paket folgende Verbesserungen:
 +  * Character Protrusion
 +  * Font Expansion
 +  * Anpassung des Kernings
 +  * Anpassung der Wortabstände
 +
 +Ein {{:latex:microtype.pdf|Beispiel}} mit {{:latex:microtype.tex|Quellcode}} zeigt, wie sich das laden des Pakets auswirkt. Für den Anfang sind die Standardoptionen akzeptabel. Achten Sie nur darauf, dass sie ''microtype'' auch im Draft-Mode aktivieren, da sich sonst Unterschiede in der Darstellung zwischen //draft// und //final// ergeben. Laden Sie das Paket für den Anfang mit:
 +
 +<code latex>
 +\usepackage[draft=false,kerning=true]{microtype}
 +</code>
 +
 +''microtype'' kann nicht mit jeder Schriftart verwendet werden. Gängige Schriften aus den Paketen ''lmodern'', ''opensans'', ''mathptmx'' oder ''mathpazo'' werden aber voll unterstützt.
  
 ===== Zeichensatz ===== ===== Zeichensatz =====
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 LaTeX bzw. pdfLaTeX sind nichts anderes als Programme die eine Datei (eine [[http://de.wikipedia.org/wiki/Plain_text|Klartextdatei]]) lesen (parsen) und in ein anderes Format, hier eben ''dvi'' oder ''pdf'' übersetzen. LaTeX bzw. pdfLaTeX sind nichts anderes als Programme die eine Datei (eine [[http://de.wikipedia.org/wiki/Plain_text|Klartextdatei]]) lesen (parsen) und in ein anderes Format, hier eben ''dvi'' oder ''pdf'' übersetzen.
  
-Es ist daher notwendig, dass der Interpreter ''pdfTeX'' den [[http://de.wikipedia.org/wiki/Zeichenkodierung|Zeichensatz]] der Inputdatei "richtig" interpretiert. Per default tut dies ''pdfTeX'' nach der [[http://de.wikipedia.org/wiki/Ascii|7-bit ASCII Tabelle]]. Diese Tabelle enthält keine Umlaute und auch diverse Andere Zeichen (wie z.B. ''ß'') nicht. Will man aber jetzt in seinem Text ein ''ö'' verwenden (was ja gelegentlich vorkommen soll) und dabei nicht jedesmal ''\"o'' schreiben muss man ''pdfTeX'' sagen mit welchen Zeichensatz das ''ö'' in dem Text kodiert ist.+Es ist daher notwendig, dass der Interpreter ''pdfTeX'' den [[http://de.wikipedia.org/wiki/Zeichenkodierung|Zeichensatz]] der Inputdatei "richtig" interpretiert. Per default tut dies ''pdfTeX'' nach der [[http://de.wikipedia.org/wiki/Ascii|7-bit ASCII Tabelle]]. Diese Tabelle enthält keine Umlaute und auch diverse Andere Zeichen (wie z.B. ''ß'') nicht. Will man aber jetzt in seinem Text ein ''ö'' verwenden (was ja gelegentlich vorkommen soll) und dabei nicht jedes Mal ''\"o'' schreiben muss man ''pdfTeX'' sagen mit welchen Zeichensatz das ''ö'' in dem Text kodiert ist.
  
   - Will man LaTeX Dateien erstellen die auf allen Systemen (Linux, BSD, Solaris, MacOS, Windows, usw.) und bei unterschiedlichen lokalen Konfigurationen (denken wir an einen Rechner in Asien) kompilieren, so muss man einen Zeichensatz auswählen der überall interpretiert werden kann. Hier hat sich Unicode UTF-8 also gute Entscheidung herauskristallisiert.   - Will man LaTeX Dateien erstellen die auf allen Systemen (Linux, BSD, Solaris, MacOS, Windows, usw.) und bei unterschiedlichen lokalen Konfigurationen (denken wir an einen Rechner in Asien) kompilieren, so muss man einen Zeichensatz auswählen der überall interpretiert werden kann. Hier hat sich Unicode UTF-8 also gute Entscheidung herauskristallisiert.
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 ==== UTF-8 ==== ==== UTF-8 ====
  
-Unsere Empfehlung ist grundsätzlich heute nach Möglichkeit [[http://de.wikipedia.org/wiki/UTF-8|Unicode UTF-8]] zu verwenden. Wichtig ist natürlich dass der Editor Unicode beherrscht. Sollte dieser keine Unicode können, dann wäre zu überlegen einen anderen (moderneren) Editor einzusetzen. Um ''pdfTeX'' nun zu erklären, dass es eine Eingabedatei vor sich hat die nach UTF-8 kodiert ist sind folgende Zeilen in der preamble notwendig+Unsere Empfehlung ist grundsätzlich heute nach Möglichkeit [[http://de.wikipedia.org/wiki/UTF-8|Unicode UTF-8]] zu verwenden. Wichtig ist natürlich dass der Editor Unicode beherrscht. Sollte dieser keine Unicode können, dann wäre zu überlegen einen anderen (moderneren) Editor einzusetzen. Um ''pdfTeX'' nun zu erklären, dass es eine Eingabedatei vor sich hatdie nach UTF-8 kodiert ist, ist das Paket ''inputenc'' erforderlich:
  
 <code latex> <code latex>
-\usepackage{ucs} 
 \usepackage[utf8x]{inputenc} \usepackage[utf8x]{inputenc}
 </code> </code>
latex/experten.txt · Zuletzt geändert: 28.11.2013 19:52 von tquaritsch