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Einstieg und Anwendung
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Diverses
Vorlagen
Über das Projekt
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Über das Projekt
LaTeX bietet sehr umfangreiche Möglichkeiten im Umgang mit Literatur. Es bietet sogar so viele Möglichkeiten, dass sich eine gewisse Unübersichtlichkeit entwickelt hat. In diesem Bereich beleuchten wir zwei gängige Varianten:
BibTeX ist die klassische Variante der Literaturverwaltung. BibLaTeX dagegen ist neu und Anwender-gerechter ausgelegt. Vernünftiges Arbeiten ist im Regelfall mit beiden möglich. Können Sie sich frei entscheiden, wählen Sie BibLaTeX. Unsere Vorlage für wissenschaftliche Arbeiten verwendet ebenfalls BibLaTeX.
Die grundlegende Systematik im Umgang mit Literatur ist aber bei beiden gleich. Sie verwalten Ihre Referenzen in einer Literaturdatenbank. Diese Datenbank können Sie manuell mit einem Text-Editor bearbeiten oder mit einer Literatur-Software erstellen (Jabref, Mendeley, Citavi, …).
In Ihren LaTeX-Eingabedateien verwenden Sie LaTeX-Zitierbefehle, z.B. \cite{key}
. Ein Hilfsprogramm analysiert die Zitier-Befehle und erstellt unter Zuhilfenahme der Literaturdatenbank aus den zitierten Werken ein Literaturverzeichnis. Das Hilfsprogramm erkennt die zitierten Werke in der Datenbank anhand des im Zitier-Befehl angegebenen Zitierschlüssels (Cite-Key). Wird der Zitierschlüssel nicht gefunden, ist das Werk unbekannt.
Zitierschlüssel können manuell eingegeben oder automatisch erstellt werden. Das ist Ihrem Arbeitsablauf individuell anzupassen. Schematisch dargestellt (Cite-Key in rot dargestellt):
Auf das konkret zu verwendende Hilfsprogramm kommen wir später zurück. Das erstellte Literaturverzeichnis (mit Dateiendung .bbl
) wird mit LaTeX-Befehlen formatiert und beim nächsten Kompilier-Vorgang ins Ausgabe-Dokument mit eingebunden.
Zu allererst klären wir, was mit dem Begriff BibTeX eigentlich gemeint ist. Der wird nämlich unterschiedlich eingesetzt und bezeichnet:
Das Dateiformat von BibTeX ist einfach. Es handelt sich um eine Auflistung einzelner Werke. Dabei werden jeweils Typ und relevante Angaben zur eindeutigen Zuordnung angegeben. Das sieht in etwas so aus:
@Article{Prager1961, author = {W. Prager}, title = {An Elementary Discussion of Definitions of Stress Rate}, journal = {Division of Applied Mathematics}, year = {1961}, }
Dies speichern Sie beispielsweise in einer Datei namens literatur.bib
in Ihrem LaTeX-Projekt-Ordner. Prager1961
ist der Cite-Key. Mit diesem Schlüsselwort können Sie das Werk in Ihrem LaTeX-Dokument referenzieren. Die Details zum Dateiformat (etwa wie Autoren angegeben werden) entnehmen Sie bitte dem obigen Link. Eine einfache Online-Ressource sieht so aus:
@Misc{latextug, author = {Quaritsch, T. and Voit, K. and Prokop, L. and Schlager, T. and Hammer, M.}, title = {LaTeX@TU Graz-Projekt}, howpublished = "\url{http://latex.tugraz.at}", }
Entscheiden Sie sich für eine spezielle Literatur-Software, so nimmt Ihnen diese derartige Tätigkeiten ab. Sie beschränken sich darauf, die geforderten Daten für Ihre Werke einzutragen. Daraus exportieren Sie eine LaTeX-kompatible Datenbank-Datei (dies unterstützen fast alle gängigen Verwaltungsprogramme).
Im Text referenzieren Sie die Werke mit sogenannten \cite
-Befehlen:
Die exakte Herleitung kann in \cite[S. 83]{Prager1961} nachgelesen werden.
Das Literaturverzeichnis wird innerhalb der document
-Umgebung platziert, aller Voraussicht nach im hinteren Bereich Ihres Dokuments:
\bibliographystyle{plain} \bibliography{literatur}
plain
gibt an, wie das Verzeichnis zu formatieren ist (z.B. Layout, Sortierung der Einträge,..) – dies nennt sich auch BibTeX-Stil. literatur
ist der Name Ihrer erstellten oder exportierten Literaturdatenbank.
Wenn Sie mit BibTeX arbeiten, verwenden sie zur Erstellung des Literaturverzeichnisses das Hilfsprogramm bibtex
. Es wird mit jeder LaTeX-Distribution ausgeliefert. In Ihrer Arbeitsumgebung findet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Möglichkeit bibtex
aufzurufen. Manche tun dies sogar automatisch bei jedem Kompilier-Vorgang. Arbeiten sie auf der Kommandozeile, rufen Sie bibtex
so auf:
pdflatex eingabedatei bibtex eingabedatei pdflatex eingabedatei pdflatex eingabedatei
Nun werden Ihre Zitate im Text (anstatt [?]
) und das Literaturverzeichnis angezeigt – sollte dies nicht der Fall sein, gab es ein Problem. Möglicherweise stimmen ihre Cite-Keys nicht überein. Fügen Sie Zitier-Befehle zu neuen Werken hinzu, muss dieser Vorgang wiederholt werden. Die Anatomie der wiederholten LaTeX-Aufrufe wird im Bereich Hintergrundwissen erläutert.
Es wurde schon erwähnt, dass dem ausgewählten BibTeX-Stil eine wichtige Rolle zukommt. Er beeinflusst, wie Ihre Literatur-Referenzen formatiert werden. Das betrifft sowohl die Vollbelege (Langformen) im Literaturverzeichnis als auch die Kurzbelege (Kurzformen) innerhalb des Textteils. Sie sollten daher den Zitier-Stil auf Basis der geforderten Zitier-Systematik auswählen. Nicht jeder verfügbare Stil eignet sich beispielsweise für eine „Autor-Jahr-Zitierung“.
Für Zitierung im Fachbereich der Rechtswissenschaften bietet sich das Paket jurabib
an. Wir verweisen Sie auf die entsprechende, umfangreiche Dokumentation. In den naturwissenschaftlichen Bereichen empfiehlt sich auch das natbib-Paket. Es stellt angepasste Zitier-Befehle und BibTeX-Stile zur Verfügung.
Der BibTeX-Stil kümmert sich im Übrigen um sehr viele Dinge. Beispielsweise formatiert er Autoren nach einer speziellen Systematik, etwa „Wenger et al. “ bei mehr als zwei Autoren – im Kurzbeleg möglicherweise anders als im Vollbeleg. Wenn es gefordert ist, kürzt er Vornamen von Autoren und Herausgebern ab. Er kümmert sich auch um die Sortierung im Verzeichnis und die Kennzeichnung von Werken gleicher Autoren. Dies kann aber bei jedem BibTeX-Stil anders sein. Wichtig ist: die Formatierung überlassen Sie dem Stil. In Ihrer Datenbank geben Sie möglichst alle verfügbaren Informationen an: alle Autoren, alle Herausgeber, die Ausgabe, den Erscheinungsort, die Zeitschrift, den Jahrgang, die Ausgabe, usw. – dies gilt auch, wenn Sie BibLaTeX verwenden.
Manchmal will man einen Eintrag aus der Datenbank in das Literaturverzeichnis einbringen, ohne ihn im Dokument mit \cite{key}
zu erwähnen. Dies ist möglich, indem im Dokument \nocite{key}
oder \nocite{*}
, falls Sie alle in der Datenbank vorhanden Werke auflisten wollen, verwendet wird.
BibTeX wird konsequent von BibLaTeX verdrängt. Das hat mehrere Gründe:
bibtex
-Kommandozeilen-Programm kann mit modernen Zeichensätzen nicht umgehen.
BibTeX sollten Sie nur verwenden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
Andernfalls empfehlen wir Ihnen BibLaTeX.
BibTeX ist einer der Teile von LaTeX, dessen Alter man kaum übersehen kann. Deshalb wurde in den letzten Jahren BibLaTeX entwickelt, das eine vollständige Neuimplementierung darstellt. Doch keine Sorge, soviel wie möglich wurde von der Vorgehensweise und vom Format von BibTeX übernommen, sodass der Umstieg keine allzugroße Hürde darstellt.
Im Gegensatz zu BibTeX, das auf externe Zitierstile zugreift, ist BibLaTeX mehr oder weniger vollständig integriert. Das bedeutet insbesondere, dass das Ändern vom Aussehen der Zitate oder des Literaturverzeichnisses wesentlich einfacher umzusetzen ist. Die gute Dokumentation zu BibLaTeX bietet einen vollständigen Überblick über alle Möglichkeiten von BibLaTeX. Deutlich mehr Zitierbefehle bietem dem Benutzer eine Lösung für fast alle Ansprüche. Nichtsdestotrotz kann auch BibLaTeX durch Erweiterungen zusätzliche Stile einbinden.
Das Format der bib
-Datei ist weitgehend identisch. BibLaTeX bietet endlich erstmals ordentliche Unterstützung von Online-Quellen (Entry type: „online“) und weitere sinnvolle Quellen-Typen und Datenfelder. Es lohnt sich, hier die Dokumentation zu lesen, um die neuen Möglichkeiten ausschöpfen zu können.
Anstatt des Hilfsprogrammes bibtex
verwendet BibLaTeX biblatex
.
Sehr viele Vorteile von BibLaTeX ergeben sich allerdings erst bei der Verwendung eines alternativen Hilfsprogrammes zum Kompilieren des Literaturverzeichnisses. Das Hilfsprogramm ''biber'' stellt dem Anwender Unicode-Unterstützung (Sonderzeichen) und korrektes Sortieren von Zitaten, wo Umlaute vorkommen zur Verfügung. Wir raten dringend zur Verwendung von biber
.
Als Ergänzung zum nach wie vor vorhandenem \cite{}
-Befehl bietet BibLaTeX eine Fülle weiterer Befehle, die in der Dokumentation ausführlich erklärt werden:
\parencite{}
(in Klammern)
\footcite{}
(Fußnotenzitate)
\autocite{}
(zentrale Definition des Zitierstils als Paketoption und nicht als Befehl)
\fullcite{}
(Komplettzitat wie im Literaturverzeichnis)
\footfullcite{}
(wie fullcite nur als Fußnotenzitat)
Zudem bieten die meisten Zitierstile noch weitere Befehle wie zum Beispiel:
\textcite{}
(zur Verwendung im Textfluß)
\smartcite{}
(wie parencite innerhalb einer Fußnote, ansonsten wie footcite)
Sehr hilfreich sind außerdem Befehle wie \citeauthor{}
, \citetitle{}
, \citeyear{}
und so weiter, die die jeweiligen Datenfelder der Quellen einfügen.
Mit der Paketoption natbib=true
aktiviert man rückwärtskompatible Befehle zu natbib (\citep{}
, …).
Im ersten Schritt ist der Umstieg von BibTeX auf BibLaTeX rasch getan. Das folgende Beispiel veranschaulicht die Unterschiede:
%% klassisches BibTeX: \bibliographystyle{plain} \bibliography{literatur}
%% BibLaTeX: %% in der Präambel: \usepackage[backend=biber, %% Hilfsprogramm "biber" (statt "biblatex" oder "bibtex") style=authoryear, %% Zitierstil (siehe Dokumentation) natbib=true, %% Bereitstellen von natbib-kompatiblen Zitierkommandos hyperref=true, %% hyperref-Paket verwenden, um Links zu erstellen ]{biblatex} \addbibresource{literatur} %% Einbinden der bib-Datei % [...] %% an entsprechender Stelle im Dokument: \printbibliography
Jetzt nur noch statt bibtex
entsprechend mit biber
kompilieren und schon hat man prinzipiell auf BibLaTeX umgestellt:
pdflatex eingabedatei biber eingabedatei pdflatex eingabedatei pdflatex eingabedatei
Um die neuen Möglichkeiten von BibLaTeX voll auszuschöpfen, sollten die Einträge der bib-Datei umgestaltet werden (neue Quellen-Typen und Datenfelder).